An der Küste

Als ich das Segelboot fand, war ich noch ganz neu in der Gegend. Die anderen Leute trugen weiße Kleider oder kobaltblaue Leinenhosen und ernteten Worte aus ihren Gärten, schmückten ihre Kaffeetafeln mit Narzissen und wunderten sich, dass der Mond noch nicht untergegangen war.

Vom Kai war es barfuß nur einen Schritt auf den schwankenden Kahn, am Himmel war Sommer und in mir tobten die Wildvögel. Ich hisste die Segel und wartete auf den Wind.

Als die Dinge in Bewegung geraten waren, schien mir das Sonnenbaden an Deck die richtige Antwort auf die Fragen zu sein, die ich den Fischen nicht zum Fraß vorwerfen wollte. Auch wollte ich die Farben meiner Gegenwart, die stark an Edward Hopper erinnerten, nicht ahnungslos über Bord gehen lassen.

Das helle Dasein an dieser Küste, auf diesem Gewässer, war der Ausgleich für die Großwetterlage der vergangenen Tage. Die wollte ich nicht verlieren. Nicht achtlos sein. Nicht schon wieder.

© Friederike Hermanni, 2023

Veröffentlicht inProsa

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