Damals
gönnte ich mir zuweilen den Luxus,
in kleinen Läden einzukaufen.
Mit echtem Bargeld.
Die Stempelfarbe auf dem Treuepass
war so analog, dass sie
in meiner Geldbörse immer verschmierte.
Goldene Zeiten!
Ich kaufte dort den teuren Tee,
den „Himmelstau“ mit
echten blauen Blüten.
Heute
brauchte ich
die letzten Krümel davon auf.
Jetzt bleiben mir nur noch die
hundertzwanzig Sorten aus dem Supermarkt.
Die „Heiße Liebe“ buhlt mit der „Kleinen Auszeit“
um meine Sehnsucht.
Ich wähle die „Schwedische Blaubeere“,
um mich über den geschlossenen
Einzelhandel hinwegzutrösten.
Die Farbe wärmt mich von innen.
Morgen
werde ich durch die verstorbenen Innenstädte wandern,
mich an den Geruch von frischem Fisch erinnern,
der auf dem Eis in der Theke lag.
Daran, wie schön es war,
Kleidungsstücke in verschiedenen
Farben und Formen in
zu kleinen Kabinen anzuprobieren.
Mir Goldringe probeweise
an die Finger zu stecken.
Bei Jacques einen Caffé Americano zu schlürfen.
Auch morgen noch
werde ich mich weigern,
Tee online zu kaufen.
Ich werde mich auf übermorgen freuen.
© Friederike Hermanni, 2021