Catalpa (April 2025)

Catalpa (April 2025)

Ich höre Schüsse in der Ferne leise sie erreichen mich nicht und doch bewegt sich die alte Heide sachte die Holzmaske an der geweißten Wand wirft Blicke die mich hineintragen in den Garten don’t be afraid wiederholt eine androgyne Stimme sie flüstert mir der Traum der Trompetenbaum vor meinem alten Haus auch die Kellerstiege sind morsch im Gebälk hängen die Figuren alter Zeiten der Catalpa er ist bemoost und wächst noch in die erhitzte Welt alt ist er schon das Moos und die Flechten gedeihen als spürten sie das Sonnengeflimmer auf dem Kontinent nicht Wasser wird es geben die Messlatten steigen werde ich mich vom Hochparterre in die Flutwellen stürzen oder schon vom Dachfirst ich weiß es nicht die alten Tagebücher sind auf dem Dachboden verstaut wo die jungen Dohlen leben in den Schächten alte Briefe wann wird ihre Schrift verblassen wenn es brennt sind diese Zeilen in Gefahr doch der Baum der Catalpa er ist da wie damals als alles noch heil war als wir die Verwüstungen der Landschaften und Seelen noch nicht sahen ich klammere mich an die Plazenta meines Trompetenbaumes der Catalpa er wächst ich klettere halte mich an seine gebrechlichen Verzweigungen er wirft seine Schoten nie ab jedes Jahr aufs Neue ich habe auf dem beblühten Gras nie eine einzige davon gefunden wie verbreitet er seine Samen auf der Erde die nicht vorbereitet ist auf das was kommt der Baum er verästelt sich in Abermillionen Möglichkeiten jede ein Weg  seine Blätter kommen spät auf ihnen spielt das Licht mit dem Tau

© Friederike Hermanni, 2025

Veröffentlicht inProsa

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